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Risikomanagement-Konferenz-2022

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Begrüßung

Nach zwei Jahren coronabedingtem digitalem Format tagt die 17. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment am 8. November 2022 wieder als Präsenzveranstaltung in der Rheingoldhalle in Mainz. Für André Haagmann, Vorstandsmitglied von Union Investment und Gastgeber der Konferenz, sind das Wiedersehen und der persönliche Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein freudiger Anlass. Bei der Begrüßung vergleicht er das Digitalformat der vergangenen zwei Jahre mit den Geisterspielen der Bundesliga.
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Mit einem Rundblick über Krisen und Wendepunkte der vergangenen drei Jahre verdeutlicht André Haagmann, wie sehr sich die Welt und damit die Bedingungen an den Märkten verändert haben. Ein Cocktail aus belastenden Faktoren wie die Coronapandemie, die geopolitische Kräfteverschiebung und die wachsende Rivalität zwischen den USA und China, der Angriff Russlands auf die Ukraine, die Energiekrise, die Inflation, die Zinswende und die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels sorgen für Verunsicherung an den Kapitalmärkten. Die Folgen sind in nahezu allen Anlageklassen erkennbar. Es spricht vieles dafür, dass sich die neuen Bedingungen verfestigen. Was sind die Folgen für das institutionelle Asset Management? Diese Frage steht im Mittelpunkt der 17. Risikomanagement-Konferenz, durch die in diesem Jahr erneut Moderatorin Carolin Roth führt.
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Dr. Frank Engels

Das Jahr 2022 hat zu den wenigen Ausnahmejahren gezählt, in denen sowohl Aktien als auch Anleihen schwach abgeschnitten haben. „Sichere Häfen waren nicht die Renten, die sicheren Wertpapiere, die Bundesanleihen, die Treasuries, sondern die Währungen und natürlich Energie.“ Mit diesem Rückblick startet Dr. Frank Engels als für die Kapitalanlage verantwortlicher Vorstand von Union Investment seinen Ausblick auf die Märkte. Multiple Schocks waren Auslöser für Inflation und die Zinswende und haben für viel Verunsicherung an den Märkten gesorgt. Die großen Notenbanken versuchen mit immer neuen Zinserhöhungen der Inflation Herr zu werden. Allerdings würden diese Anstrengungen von großformatigen staatlichen Investitionsprogrammen konterkariert.
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Wohin bewegt sich der Zins noch? Frank Engels sieht Licht am Ende des Tunnels: „Wir sind näher am Ende des Zinszyklus.“ Er prognostiziert für 2023 einen Leitzins von 2,75 Prozent im Euroraum. In Bezug auf die Fed erwartet Engels, dass die Leitzinsen ein Niveau zwischen 4,5 und 4,75 Prozent erreichen dürften. Mit einem solchen Niveau sollten auch zinstragende Staatsanleihen für Investoren an Attraktivität gewinnen. Bei einer moderaten Rezession in den USA sowie einer Konjunkturschwäche im Euroraum, die Engels für das erste Halbjahr 2023 erwartet, können sich weitere selektive Chancen bei Spread-Produkten ergeben. Dabei könnten die Renditen von Unternehmensanleihen durchaus die Dividendenrenditen übersteigen. Investoren sollten künftig mehr denn je auf Qualität in ihren Portfolios setzen. Das bedeutet gute Bonitäten auf der Rentenseite. „Bei Aktien müssen wir im kommenden Jahr unsere Gewinnerwartungen korrigieren“, sagt Engels, hier sei höchstens mit einstelligen Renditen zu rechnen. Vergleichsweise gute Chancen sieht er dagegen im Währungsbereich sowie bei Rohstoffen, die für die grüne Transformation benötigt werden. Zudem dürften Alternative Investments fester Bestandteil und Stabilisator in der Asset Allocation bleiben.
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Insgesamt sieht Frank Engels in seiner Analyse die aktuellen Entwicklungen als Zeichen eines sich grundsätzlich verändernden Kapitalmarktumfelds. Die Zeiten der „Great Moderation“ mit sinkenden Zinsen und einem niedrigen, aber kontinuierlichen Wachstum seien mit Ausbruch der Coronapandemie zu Ende gegangen. Im Jahr 2020 begann der Übergang in ein neues Zeitalter, die „Great Transformation“. Union Investment hat bereits ihre Strukturen an die neuen Herausforderungen angepasst. So wurden in diesem Jahr spezialisierte interdisziplinäre Arbeitsgruppen für die aktuellen Herausforderungen bei den Themen Gasversorgung, Inflation und Kreditereignisse ins Leben gerufen. Die Ergebnisse fließen in die generellen fundamentalen und Bewertungs- und Marktstrukturanalysen ein. Dazu wurde im Rentenmanagement die eigenentwickelte Global Credit Plattform erweitert. Darüber hinaus hat das Portfoliomanagement die Methoden der Faktorenanalyse und Risikosteuerung weiter verfeinert und in der neuen Multi-Asset-Plattform „STAR“ gebündelt.
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White Paper Risikomanagement 2022

Die „Great Transformation“ löst die „Great Moderation“ als Kapitalmarktregime ab. Auf Stabilität folgen höheres Wachstum – insbesondere in den USA –,  höhere Zinsen und mehr Volatilität. Wie können sich Investoren in ihrem Asset Management auf die neuen Bedingungen einstellen? Welche Strategien können helfen? Welche Anpassungen müssen Anleger in ihren Portfolios vornehmen, um auch in Zukunft risikoadjustiert die notwendigen Renditen zu erzielen? Diesen Fragen widmet sich das White Paper Risikomanagement 2022. Volkswirtin Sandra Ebner, Michael Herzum, Leiter der Abteilung Macro & Strategy, und Jörg Schmidt, Head of Multi Management & Portfolio Construction, stellen die wichtigsten Ergebnisse vor.
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Sandra Ebner

Mit der zunehmenden Rivalität zwischen den USA und China wird auch die Globalisierung immer mehr zurückgedreht. Die Ära, in der die Weltwirtschaft seit Mitte der 1980er Jahre bis 2020 von einer enormen Stabilität profitiert hatte, sorgte an den Kapitalmärkten für einen langen Boom mit geringen Schwankungsbreiten. Sandra Ebner, Co-Autorin des White Papers, erwartet, dass die neue Ära der „Great Transformation“ Investoren zwar mehr Wachstum und höhere Realzinsen bescheren wird, aber auch mehr Inflation und mehr Volatilität. Die Ursachen hierfür sieht sie in der aus der Deglobalisierung erwachsenden Notwendigkeit zum Abbau strategischer Abhängigkeiten. 
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Dieses Ziel kann etwa durch die Restrukturierung der Lieferketten in strategisch wichtigen Bereichen von Zukunftstechnologien erreicht werden. Dieser Strategie folgen insbesondere die USA mit milliardenschweren Investitionsprogrammen in Infrastruktur und Produktionsstätten, die Motor für Wachstum sind. „Denn diese Investitionen schaffen Arbeitsplätze, sie schaffen Lohnsumme. Und am Ende des Tages auch Nachfrage“, sagt Ebner. Das Wachstum wird allerdings auch zum Treiber von Zinsen, Inflation und Volatilität, weil die Nachfrage auf ein beschränktes Angebot stößt. Aber auch die neue Weltordnung selbst wird zum Auslöser von Volatilität.
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Michael Herzum

Was sind die Implikationen für die Kapitalmärkte und die Asset Allocation? In der Phase der „Great Moderation“ gab es vier dominante Trends am Kapitalmarkt: Anleihen mit langer Laufzeit, Growth-Aktien, hohe Diversifikationseffekte zwischen Aktien und Anleihen und stark steigende Preise von Finanzanlagen. Dies ändere sich nun, sagt Michael Herzum, Leiter der Abteilung Macro & Strategy bei Union Investment. Es gibt wieder mehr Anlagealternativen mit weniger Risiko. Fixed-Income-Produkte bieten wieder attraktivere Renditen, Investitionen in Hochrisikotitel sind daher nicht mehr zwingend notwendig. Steigende Unternehmensumsätze machen es zudem obsolet, eine Prämie für Wachstumstitel zu zahlen. Die „Great Transformation“ beendet zudem die negative Korrelation zwischen Aktien und Renten. In diesem Umfeld werden drei Anlageklassen besonders attraktiv: inflationsgeschützte Anleihen im Fixed-Income-Bereich, Infrastrukturanleihen und Rohstoffe. In dieser neuen Welt gewinnt auch ein aktives Fondsmanagement an Bedeutung.
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Jörg Schmidt

Die „Great Transformation“ sorgt für eine erhöhte Korrelation zwischen den Anlageklassen. Wie kann sich die klassische Asset Allocation an das neue Umfeld anpassen? Jörg Schmidt, Co-Autor der Studie, sieht weiterhin Chancen in der Diversifikation – allerdings mit einem weiteren Blickwinkel. Der entscheidende Faktor sei hier, innerhalb des Portfolios möglichst mehrere unterschiedliche Anlagestrategien zu nutzen. Union Investment erstellt daher bereits seit 14 Jahren sogenannte Cluster Maps, um Multi-Manager-Portfolios mit voneinander möglichst unabhängigen Strategien aufzubauen. Der so erreichte Diversifikationseffekt wirkt sich positiv auf die risikoadjustierte Rendite und Schwankungsbreite aus. Dass das Zusammenspiel vieler unterschiedlicher Strategien in Multi-Manager-Portfolios funktioniert, hat sich nicht zuletzt im Ausnahmejahr 2022 gezeigt.
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Dr. Maximilian Brauers und Maik Rissel

Was bedeuten steigende Zinsen und die Inflation für eine Anlageklasse, die in Zeiten niedriger Zinsen besonders begehrt war? Dr. Maximilian Brauers, Leiter Immobilien Großkunden bei Union Investment, erläutert die aktuellen Entwicklungen und Aussichten für den Immobiliensektor. Wie der Rückblick zeigt, waren Krisen auch in den vergangenen 20 Jahren stetiger Begleiter von Immobilieninvestoren. Dessen ungeachtet habe das Betongold als langfristiges Investment eine wachsende Wertentwicklung erlebt. Für die künftige Entwicklung der Anlageklasse sieht er drei große Herausforderungen: Zinsen, Inflation und Volatilität (insbesondere im Hinblick auf die Rohstoff- und Energiepreise). Nach Ansicht von Brauers werde insbesondere der Core-Bereich nicht darunter leiden. Ein Grund dafür sind die im Bestand üblichen langfristigen indexierten Mietverträge, die mit steigender Inflation zu einem höheren Mietwachstum führen.
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Auf der anderen Seite hat der Zinsschock die Märkte ausgetrocknet. „Wir sehen noch sehr wenig Angebot über alle Nutzungsklassen“, sagt Maximilian Brauers. „Denn niemand, der nicht verkaufen muss, wird jetzt verkaufen.“ Wegen gestiegener Baupreise und Lieferengpässe gebe es immer weniger Neubauaktivitäten. Insofern wirke die Inflation sogar stabilisierend. „Die gut vermietbaren Objekte in guten Lagen sind rar“, sagt der Leiter Immobilien Großkunden bei Union Investment. Die gestiegenen Strom- und Energiekosten haben sich außerdem als Katalysator für die nachhaltige Transformation und Aufwertung von Immobilien im Bestand entwickelt. Durch die Zinsentwicklung bekommt Eigenkapital bei Immobilien außerdem wieder mehr Wert. Insofern erwartet Brauers ein „Window of Opportunity“ für Eigenkapitalinvestoren.
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Auch für Beteiligungen an Immobilien über eine alternative Finanzierung sieht Maximilian Brauers weiterhin gute Möglichkeiten. Die steigenden Zinsen und steigende Eigenkapitalanforderungen der Banken bieten Investoren mit Alternativen Investments über alternative Immobilienfinanzierungen wie Private Real Estate Debt eine gute Diversifikationsmöglichkeit. Anhand einer gemeinsam mit Union Investment entwickelten Real Estate Debt-Produktserie stellt Maik Rissel, Gesellschafter und Geschäftsführer des Real-Estate-Debt-Managers aam2cred, die Besonderheiten dieser Anlageklasse vor. Immobilienkredite als Whole-Loan- oder Mezzanine-Darlehen eignen sich als Rentenersatzstrategie mit vergleichsweise hoher Rendite und konstanter Ausschüttung bei ausgewogenem Rendite-Risiko-Profil. In dem aktuell steigenden Zinsumfeld gewinnen insbesondere Whole-Loan-Darlehen an Bedeutung. 
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Als Mischprodukt aus Erstrang- und Nachrangdarlehen wird bei diesen die Differenz zwischen den gewichteten Kapitalkosten der Darlehensnehmer geringer. UniInstitutional Private Debt – RED 1 als erstes Produkt aus der Serie ist nach zwei Zeichnungsphasen vollständig bei institutionellen Investoren platziert. Der Fonds profitiert im aktuellen Umfeld davon, dass er vor allem in einen Bestand von 19 hochwertigen Wohn- und Gewerbeimmobilien investiert hat. Die wegen gestiegener Baupreise schwierige Projektfinanzierung ist für den Fonds kein Thema. Und auch von der Volatilität am Immobilienmarkt können Real-Estate-Debt-Investoren profitieren.
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Diskussion

Die Ära der Stabilität ist vorbei. Was bedeutet das für die Asset Allocation in der Praxis? Hierzu sprechen Carolin Roth und André Haagmann mit drei Vertretern aus der Kapitalanlage einer Versicherungsgruppe, einer Pensionskasse und einer kirchlichen Stiftung.

Dr. Anton Buchhart, Bereichsleiter für die Kapitalanlagen, Barmenia Gruppe

Dr. Stefan Nellshen, Vorsitzender des Vorstands, Bayer-Pensionskasse

Dr. Stefan Fritz, Geschäftsführer im Stiftungszentrum der Erzdiözese München und Freising
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Die Barmenia zählt zu den großen Versicherungsgruppen in Deutschland. Das veranlagte Vermögen besteht aus einem relativ großen Fixed-Income-Anteil, aber auch aus Aktien, Alternativen Investments und Immobilien. Wie Dr. Anton Buchhart, Bereichsleiter für die Kapitalanlagen, erläutert, sei 2022 ein sehr herausforderndes Jahr gewesen. Jedoch habe die Gruppe die Asset Allocation im großen Ganzen beibehalten. Denn die Portfoliokonstruktionen sind gerade bei Versicherungen darauf ausgerichtet, robust über viele Jahre zu funktionieren, um die Ertragsanforderungen und Garantien zu erfüllen. Mit der Zinswende steigen nun auch Renten in der Anlegergunst, wobei Buchhart insbesondere Staatsanleihen schätzt, weil sie wieder besser rentieren und helfen, Garantieverpflichtungen zu decken. Er persönlich bewertet dabei sogar die Peripherie der Eurozone inzwischen als Core.
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Aktien bleiben für die Barmenia ein Dauerthema. „Wenn man sehr lange Zeitreihen wie wir betrachtet, ist klar, Aktien bieten langfristig mit die besten Renditen mit dem besten Inflationsschutz, teilweise sogar besser als Immobilien“, sagt Anton Buchhart. Immobilien und auch Alternative Investments bleiben für ihn ein weiterer Stabilitätsanker. Im Hinblick auf die Notwendigkeit einer nachhaltigen Transformation sieht der Bereichsleiter für die Kapitalanlagen der Barmenia Gruppe viel Chancenpotenzial.
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Die Bayer-Pensionskasse ist die größte betriebliche Pensionskasse Deutschlands und verwaltet international ein Pensionsvermögen von 25 Milliarden Euro. Die Asset Allocation erfolgt strikt auf Grundlage des Asset Liability Managements, wobei die veranlagten Vermögen langfristig auf Basis von stochastischen Modellen geplant seien, wie Dr. Stefan Nellshen ausführt. Daher habe es 2022 wie bei der Barmenia keine strategischen Änderungen gegeben. 2022 wurden allerdings im Rahmen der Strategie einige taktische Maßnahmen zur Kurssicherung von Aktien und börsennotierten Renten ergriffen. Nach den Turbulenzen dieses Jahres erwartet Nellshen besonders im Rentensektor eine Renaissance, was Auswirkungen auf die Asset Allocation bei Neu- und Wiederanlagen haben könnte.
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Das im Oktober durch die britische Regierung ausgelöste Chaos am Anleihemarkt hatte den UK-Pensionsplan von Bayer nicht betroffen. Arge Probleme hätten vor allem diejenigen Pensionspläne gehabt, die ihre Zinsrisikopositionen und ihre Duration über Derivate gesteuert hätten, für die sie Sicherheitsleistungen (Margins) hinterlegen mussten. „Wir haben das dagegen über Kasse-Instrumente gemacht im nicht derivativen Bereich und hatten insofern keine Probleme“, erläutert der Vorstandsvorsitzende der Bayer-Pensionskasse.
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Dr. Stefan Fritz verantwortet als Geschäftsführer im Stiftungszentrum der Erzdiözese München und Freising das Asset Management von drei großen Stiftungen. Als Stiftung besitzt das Asset Management einen unendlichen Anlagehorizont, dafür fehlen die Liability und der regulatorische Rahmen, dem andere institutionelle Investoren unterliegen. Das Anlageziel ist die reale Vermögenserhaltung. Daher ist das Portfolio bis jetzt relativ konservativ ausgerichtet und besteht aus Aktien, Renten, Immobilien und ein paar Sonderthemen. Wie bei Barmenia und Bayer blieb auch im herausfordernden Jahr 2022 die strategische Asset Allocation unverändert. „Ob das so bleibt, ist natürlich zu diskutieren angesichts der momentanen Situation“, sagt Stefan Fritz. Nach dem 24. Februar sah sich das Stiftungszentrum allerdings genötigt, erstmals taktisch einzugreifen.
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Aus den Erfahrungen dieses Jahres möchte Stefan Fritz in Zukunft mehr auf aktives Management setzen und die Messmethodik eher in Richtung Szenarioanalysen anpassen. „Vergangenheitswerte verlieren vor dem Hintergrund dieser Extremereignisse und des Paradigmenwechsels an den Kapitalmärkten an Bedeutung.“ Im Gegensatz zu seinen beiden Diskussionspartnern möchte der Stiftungsgeschäftsführer in Zukunft verstärkt auf Aktien setzen, wohingegen der Rentenanteil im Anlagevermögen eher auf dem bisherigen Niveau bleiben dürfte. Hinzu kommen Investments in Sachwerte wie Immobilien, Infrastruktur und erneuerbare Energien.
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André Haagmann

Auch André Haagmann stellt in Gesprächen mit institutionellen Kunden fest, dass die vergangenen Monate ein Belastungstest für die Risikotragfähigkeit gewesen waren. Doch die Investoren hätten besonnen reagiert, auch im Hinblick auf die künftige Asset Allocation. Ein Thema, das weiterhin Bestand haben wird, bleibt die Nachhaltigkeit. „Wir haben im Moment eine kurze Krise, die müssen wir pragmatisch überstehen. Aber ansonsten ist die Unabhängigkeit gerade beim Thema Energie nur mit einer ökologischen Transformation zu meistern“, ist der für das institutionelle Geschäft von Union Investment verantwortliche Vorstand überzeugt. Genauso werden seiner Meinung nach Immobilien oder Alternative Investments weiterhin eine wichtige Rolle spielen, auch wenn Renten wieder an Bedeutung gewinnen.  
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Diskussion

Was müssen Geld- und Fiskalpolitik tun, um die mit enormer Wucht zurückgekehrte Inflation zu beherrschen? Welche Maßnahmen könnten helfen, ohne gleichzeitig eine schwerwiegende Rezession zu riskieren? Hierüber diskutiert Carolin Roth mit

Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro, Ökonomin und ehemalige Wirtschaftsweise,
Dr. Axel Weber, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank und Verwaltungsratspräsident der UBS AG,
sowie Christian Kopf, Leiter Renten bei Union Investment.
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Die Inflation ist zurück, und sie ist stärker als von vielen erwartet. Offensichtlich wurde nicht nur die EZB, sondern auch die meisten anderen Zentralbanken von diesem Ausmaß überrascht, so Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro. Eine Ursache sieht sie in multiplen globalen Angebotsschocks, die die Welt in den vergangenen drei Jahren erlebte. Der größte Schock allerdings war der Überfall Russlands auf die Ukraine. Dieser löste die Gas- und Energiekrise in Europa aus, die dann die bereits spürbaren Inflationstendenzen befeuerte. In den USA sieht die Ökonomin die Ursachen eher in dem jüngsten Fiskalpaket der Biden-Regierung, welches zu viel der fiskalischen Stimulierung war. Hinzu kommt, dass aufgrund der expansiven Geldpolitik der vergangenen Jahre immer noch zu viel Liquidität in den Märkten vorhanden ist. Weder di Mauro hält damit auch die „Modern Monetary Theory“ für gescheitert. Die Grundfehleinschätzung von EZB und Fed war ihrer Meinung nach die Annahme, dass niedrigere Realzinsen auf lange Sicht bestehen bleiben würden. Inzwischen fahren die Notenbanken auf Sicht. Die große Frage wird sein, wie sich die Realzinsen in der „Great Transformation“ langfristig entwickeln werden.
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„Die Geldpolitik hat angesichts der gegenwärtigen Krisen zwei große Fehler gemacht“, so Prof. Dr. Axel Weber. Dem ehemaligen Bundesbankpräsidenten zufolge habe man einerseits zu langsam auf die sich bildende Inflation reagiert und sich auf falsche Prognosen verlassen. Diese „Too little, too late“-Strategie versuchen die Währungshüter nun nach Ansicht Webers mit einem zweiten großen Fehler zu bekämpfen: Sie machen „too much, too fast“. Zinserhöhungen in Schritten von 75 Basispunkten seien deutlich überzogen, so der ehemalige Zentralbanker, der als Resultat dieser Geldpolitik instabile Märkte erwartet. Die positiven Realzinsen dürften allerdings laut Axel Weber nicht besonders hoch ausfallen.
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„Die Inflation im Euroraum ist nicht das Problem, sondern auch Teil der Lösung“, ist Christian Kopf überzeugt. Denn vor der größeren Herausforderung der notwendigen Transformation sollte man die Inflation und die Ziele der Notenbanken nicht isoliert betrachten. „Wir müssen täglich 400 Gigawattstunden Gas aus Russland ersetzen, und da gibt es zwei Möglichkeiten“, so Kopf. Eine extrem ineffiziente Lösung hätte in Rationierungen und einer Mangellage bestanden. Die andere Option war es, den negativen Angebotsschock über den Preismechanismus zu lösen und über die steigenden Preise die Nachfrage zu drosseln. „Genau das ist im Euroraum passiert. Es ist richtig und notwendig gewesen. Es war ein notwendiges Übel, dass wir diesen deutlichen Anstieg der Energiepreise haben“, sagt Kopf. Ein Festhalten am Inflationsziel von zwei Prozent hätte in der derzeitigen Energiekrise übrigens nur über eine Rezession von fünf Prozent erreicht werden können. Was wird aber notwendig sein, um die Herausforderungen der Transformation zu bewältigen?
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Anders Fogh Rasmussen

„30 Jahre lang war Geopolitik ein Nebenschauplatz“, sagt der ehemalige NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. „Das hat sich geändert. 2022 braucht jeder Investor ein klares Verständnis der Geopolitik. Nur so können Sie Ihr Unternehmen schützen oder Ihr Portfolio vergrößern.“ Die Welt sei in eine neue Zeit der Konfrontation getreten, an den geopolitischen Fronten braue sich ein perfekter Sturm zusammen. Rasmussen sieht dabei die Welt in zwei Blöcke geteilt, einen autokratischen unter der Führung von China und einen demokratischen Block, angeführt von den USA. Der russische Angriff auf die Ukraine und die Drohungen von Xi Jinping gegenüber Taiwan seien Ausdruck dieser verstärkten Spannungen zwischen Autokratien und Demokratien.
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Der Überfall auf die Ukraine und die Spannungen im Südpazifik legen auch die Schwächen der westlichen Wirtschaft offen. „Eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit hat nicht zu einer größeren politischen Liberalisierung geführt“, ist Rasmussen überzeugt. „Sie hat auch nicht die Wahrscheinlichkeit von Konflikten verringert.“ Das Modell, bei dem man sich auf günstiges Gas aus Russland, auf günstige Waren aus China und auf den Schutz der USA verlassen habe, sei kollabiert. Europa müsse sich nun unabhängig machen und den Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft beschleunigen. „Denn Energiepolitik ist Sicherheitspolitik!“
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Die grüne Transformation der europäischen Wirtschaft braucht unter anderem große Mengen an Industriemetallen wie Lithium, Kupfer oder Kobalt. Der Abbau und die Verarbeitung dieser Materialien müssen in der gesamten demokratischen Welt vorangetrieben werden. „Damit Europa nicht die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas beendet, nur um sich dann in die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen unter chinesischer Kontrolle zu begeben“, unterstreicht der ehemalige NATO-Generalsekretär. Und nicht nur bei den Mineralien müsse Europa seine Unselbstständigkeit verringern. Insbesondere Deutschland sei im Handel zu sehr von Peking abhängig geworden. Diese Abhängigkeit berge Risiken, je mehr sich die Kluft zwischen den Demokratien der Welt und den Autokratien verhärte. In dieser Situation rät der ehemalige NATO-Generalsekretär zur Geschlossenheit der Demokratien, durch militärische Unterstützung der Ukraine, ein wirtschaftliches Embargo Russlands und durch kollektives Handeln gegenüber dem chinesischen Wirtschaftsmobbing."
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Diskussion

Zum Abschluss der 17. Risikomanagement-Konferenz bittet Carolin Roth fünf renommierte geopolitische Experten und Ökonomen auf das Podium, um mit ihnen über die neue Welt(un)ordnung zu diskutieren und nach Orientierungspunkten für die Zukunft zu suchen.

Cathryn Clüver Ashbrook, Senior Advisor bei der Bertelsmann Stiftung

Mikko Huotari, Direktor des Mercator-Instituts für Chinaforschung

Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment

Anders Fogh Rasmussen, ehemaliger NATO-Generalsekretär 

Timothy Snyder, Professor für Geschichte an der Yale University, live zugeschaltet aus den USA
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Am Tag der Midterms in den USA erinnert Cathryn Clüver Ashbrook zunächst daran, dass die von Anders Rasmussen beschriebene transatlantische Partnerschaft keineswegs unverletzlich sei, da selbst die Demokratie in den USA bedroht sei. „Wir treten in eine relativ gefährliche Dekade“, warnt die Expertin für transatlantische Außen- und Handelspolitik. Die geopolitischen Spannungen in Verbindung mit dem Bedarf für die klimaneutrale Transformation der Welt erfordern ein langfristiges strategisches Denken, und sie befürchtet, dass es aktuell wenige Politiker gebe, die dem folgen – auch in Deutschland, einem „Teenager in Sicherheitspolitik“, nicht. Insbesondere in Bezug auf Deutschlands wirtschaftliche Abhängigkeit von China sieht sie ein Risiko.
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„Die gesamte geopolitische Betrachtung wird noch komplexer, wenn man Pekings Politik im Detail betrachtet“, erläutert der finnische China-Experte Mikko Huotari. Zum besseren Verständnis der Situation und der Gefährlichkeit der Lage gibt er einen Einblick, unter welchem extremem Veränderungsdruck das Reich der Mitte steht. Er selbst ist skeptisch, ob die Volksrepublik in der Lage ist, diese Herausforderungen zu bewältigen. Ein großes Hindernis sieht Huotari in den neuen Machtstrukturen, mittels derer sich Xi Jinping als oberster Führer und Steuermann des Landes installiert hat. Dieses Regime ringe um Kontrolle über eine Gesellschaft, die zunehmend unzufrieden und unsicher über ihre eigene Zukunft ist. Gleichzeitig bereite sich das Land nach außen auf Konflikte, Stürme und sogar auf einen Krieg in der nächsten Dekade vor. Wirtschaftspolitische Entscheidungen sind daher zunehmend ideologisch motiviert. All das ist eine Bürde für die makroökonomische Entwicklung Chinas.
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Der Historiker und Osteuropa-Experte Timothy Snyder lenkt den Blick auf die Ukraine und den Punkt, dass der Krieg dort oft als Unsicherheitsfaktor gesehen werde. Snyder vertritt jedoch die These, dass der Kampf der Ukrainer viel eher zur Stabilisierung der Welt beitrage. Er hat die Wahrscheinlichkeit eines weiteren konventionellen und nuklearen Krieges in Europa und im Rest der Welt deutlich verringert, weil Russland sich nun nicht noch einen weiteren militärischen Konflikt leisten könne. Der Widerstand des ukrainischen Volkes sende auch Zeichen nach China in Bezug auf Ansprüche auf Taiwan. Darum sei es wichtig, die Ukraine mit allem zu versorgen, was sie für diesen Kampf benötige. Denn: „Wir können die stabilisierende Wirkung verlieren, die ihr Widerstand uns gebracht hat, wenn wir aufhören, den Ukrainern zu helfen“, warnt Snyder. Dabei spiele Deutschland eine zentrale Rolle.
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 „Die Geopolitik ist wieder da“, wie Anders Rasmussen sagt. Jörg Zeuner analysiert, was sich aus dieser Erkenntnis für Deutschland schließen lässt. Aus der geopolitischen Betrachtung heraus ist der Chefvolkswirt von Union Investment überzeugt, dass die Zukunft für die deutsche Wirtschaft vor allem in Europa und nicht in China liegt. Daher wünscht sich Zeuner für die deutsche Wirtschaft ein stärkeres Bewusstsein für die Chancen, die in Europa liegen. Diese werden seiner Ansicht nach noch zu sehr von der Diskussion überdeckt, wie sehr das deutsche Geschäftsmodell unter Druck gerät, wenn deutsche Firmen von Geschäften mit China Abstand nehmen müssen. Sorgen bereitet ihm der zunehmende politische Einfluss auf die Wirtschaft, der über Marktzugänge und Investitionsmöglichkeiten entscheidet. Eine globale Perspektive in einer fragmentierten Welt wird dabei zu der Herausforderung für deutsche Investoren.
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Im Wesentlichen stimmen die Experten bei der Panel-Diskussion überein, dass Europa im aktuellen geopolitischen Umfeld vor enormen Herausforderungen steht. Deutschland und Europa spielen nun eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung der Welt und bei der notwendigen Transformation. Die deutsche Wirtschaft im Besonderen hat jahrzehntelang von billigem russischem Gas und günstigen Importen aus der Volksrepublik China profitiert. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine und den politischen und diplomatischen Aggressionen Chinas sind diese Zeiten vorbei. Europa muss langfristig planen, sich zukunftssicher aufstellen und autonomer werden. Dabei spielt die Energiewende nicht nur aus wirtschaftspolitischer, sondern vor allem aus sicherheitspolitischer Perspektive eine entscheidende Rolle.
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Ende

Die Zeitenwende von der „Great Moderation“ zur „Great Transformation“ sorgt für enorme Herausforderungen und Risiken. Sie bietet aber auch Chancen. Diese Überlegungen standen im Mittelpunkt der 17. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment. Das Programm gab in dieser Hinsicht viele gedankliche Impulse für die Kapitalanlage.


Dazu zählten unter anderem:
  • Das veränderte Kapitalmarktumfeld wird von höheren Zinsen und einem höheren Wirtschaftswachstum bestimmt.
  • Aber auch mit einer höheren Inflation und einer erhöhten Volatilität muss gerechnet werden.
  • Im Fixed-Income-Bereich gibt es wieder mehr Anlagealternativen mit weniger Risiko.
  • Jedoch dürften die Realzinsen wegen der Inflation insgesamt moderat sein. 
  • Alternative Investments und Immobilien im Core-Sektor bleiben auch bei steigenden Zinsen und steigender Inflation attraktiv. 
  • Investments in die klimafreundliche Transformation gewinnen an Bedeutung.
  • Angesichts der veränderten Weltordnung ist ein klares Verständnis der Geopolitik Risikoschutz. 
  • China-Aktivitäten sollten kritischer betrachtet werden.
Wir bedanken uns für Ihr zahlreiches Erscheinen und freuen uns, Sie auf der 18. Risikomanagement-Konferenz am 15. November 2023 wieder begrüßen zu können.
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Die Referenten

Kapitel 5 White Paper Risikomanagement 2022

Das Ende der Stabilität: Investieren in einer volatileren Welt

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