Einleitung
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13. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment Die Referenten
Begrüßung
Alexander Schindler„Willkommen zur 13. Risikomanagement-Konferenz!“Geopolitische Risiken halten die Welt in Atem und pendeln wie ein Damoklesschwert über den Kapitalmärkten.
„Geben Sie der Chance eine Chance!“
Wie Schindler anhand der jährlichen Anlegererhebung feststellte, haben institutionelle Investoren bereits begonnen, sich auf diese Situation einzustellen. Die Sicherheit hat zwar weiterhin die größte Bedeutung für die Kapitalanlage, aber im Verhältnis zur Rendite und zur Liquidität haben Sicherheitsaspekte im Empfinden der befragten Investoren an Stellenwert verloren. „Ohne Risiko geht es nicht“, folgerte Schindler. „Aktuell könnte man sagen: Geben Sie der Chance eine Chance!“ Hierfür bot die diesjährige Risikomanagement-Konferenz erneut Orientierung.
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13. Risikomanagement-KonferenzImpressionen
Neue Spielregeln für die Weltwirtschaft – Folgen für die Kapitalmärkte
Jens WilhelmNeue Spielregeln für die Weltwirtschaft Nach Jahren einer fast euphorischen Zuversicht ist an den Kapitalmärkten ein neuer Realismus eingetreten. Den Grund dafür sieht Jens Wilhelm, Vorstand von Union Investment, in den veränderten Spielregeln für die Weltwirtschaft. Eine Person bestimmt diese Regeln ganz besonders: US-Präsident Donald Trump.
Für Europa sah Wilhelm trotz eines weiterhin soliden Konsums Risse im Aufschwung. Doch noch herrsche genug Rückenwind aus weiter lockerer Geldpolitik und einem schwachen Euro. Trotz des gedrosselten Anleihekaufprogramms werde die EZB ihre lockere Geldpolitik auch im kommenden Jahr nicht wesentlich ändern, prognostizierte Jens Wilhelm. Damit dürfte sich das europäische Leitzinsniveau weiter von dem US-Leitzins entfernen, für den Wilhelm mindestens drei weitere Erhöhungen im Jahr 2019 erwartet.
Was sollten Investoren beachten? Weniger Globalisierung, mehr Protektionismus, kaum Unterstützung durch die Notenbanken: In welche Richtung werden sich die Märkte 2019 bewegen?
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Wie und wo investieren im Übergang von QE zum Tightening?
Übergang vom Quantitative Easing zum TighteningWie und wo investieren?Der unterschiedliche Notenbankkurs der Fed und der EZB hat ein divergierendes geldpolitisches Umfeld geschaffen – zumindest für den Moment. In den USA steigen die Leitzinsen schrittweise an, während sie in der Eurozone auf niedrigstem Niveau verharren.
Doch schon die aktuelle Lage ist für Investoren herausfordernd. Wie Dr. Engels beschrieb, habe die extrem lockere Geldpolitik der Notenbank seit 2014 zunehmend dafür gesorgt, dass Renteninvestoren die Laufzeitprämie als Ertragsquelle verloren haben. Nun zeichnet sich ein (Wieder-)Anstieg ab – steigende Renditen und drohende Kursverluste inklusive.
Übergang vom Quantitative Easing zum TighteningSorgen um ItalienIm Hinblick auf die Eurozone zeigten sich beide Referenten über Italien besorgt. Ein möglicher Ausfall italienischer Staatsanleihen – so unwahrscheinlich ein Default aktuell auch erscheint – hätte schwerwiegende Folgen.
Angesichts des anspruchsvollen Zinsumfelds und eines weit fortgeschrittenen Wachstumszyklus riet Francesco Garzarelli, bei Anleihen und Aktien noch selektiver zu werden. Auch ausgewählte Titel aus den Emerging Markets könnten für mittelfristig orientierte Investoren weiterhin eine Option sein. Selbst wenn die Staaten deutlich verschuldet seien, müsse dies nicht unbedingt ein Problem sein – sofern die Verschuldung in eigener Währung und eben nicht im aktuell starken US-Dollar erfolgte.
Impulsvorträge Asset Allocation in der Praxis
Die ImpulsvorträgeAsset Allocation in der PraxisVier erfahrene institutionelle Investoren aus drei Ländern stellten in Impulsvorträgen ihre Best-Practice-Beispiele in der Asset Allocation vor.
Geschäftsführer, Oberfrankenstiftung
Harald Müller,
Leitung Strategie und Risiko, Oesterreichische Nationalbank
Allan Polack,
Chief Executive Officer, PFA Pension, Dänemark
Andreas Poestges,
Vorsitzender des Vorstandes Pensionskasse für die Angestellten der Barmer Ersatzkasse VVaG
Stefan Seewald, Oberfrankenstiftung Die Stiftung, die auf Aktien setztStefan Seewald berichtete als Geschäftsführer über die Anlagestrategie der Oberfrankenstiftung.
Die Aktien- und Rententitel sind primär ausgelagert in Spezialfonds. Bei Immobilien möchte die Oberfrankenstiftung ihre Quote nicht weiter ausbauen, weil sie nach Seewalds Meinung aktuell kein attraktives Ertrags-Risiko-Profil bietet. Vielmehr nutzt die Stiftung die guten Preise zum Verkauf: Aufgelöste Immobilien-Engagements boten der Stiftung immerhin eine Rendite von umgerechnet 8,14 Prozent pro Jahr. „Wir warten auf die nächste Krise, dann gibt es wieder attraktive Einkaufschancen“, führte Stefan Seewald aus. Ungefähr die Hälfte der mit ihrer Strategie erzielten Rendite war ausschüttungsfähig. So konnte die Oberfrankenstiftung seit 2004 mit 380 Millionen Euro Projekte in der Region unterstützen.
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Harald Müller, Oesterreichische Nationalbank Risikocontrolling in der Notenbank Die Oesterreichische Nationalbank hat aufgrund des Wandels der Geldpolitik in den vergangenen 20 Jahren eine Vielzahl von Portfolios aufgebaut.
Momentan fahre das Asset Management der Oesterreichischen Nationalbank stabil. Doch man sei einem permanenten Reaktionsprozess ausgesetzt. „Das heißt, mit jeder neuen Idee, mit jeder neuen Entscheidung verändert sich das Risikoprofil, verändert sich möglicherweise das Ertragsprofil, und damit sind auch wir gezwungen, hier entsprechend angemessen zu reagieren“, so Müller. Da die Zukunft auch für die Oesterreichische Nationalbank unberechenbar sei, versucht Müller Einfluss auf den Bereich zu nehmen, den er steuern kann. Und das ist das Recruiting. Also kluge Köpfe zu finden, die für die künftigen Herausforderungen Lösungen entwickeln.
Allan Polack, PFA Pension Ausweg aus festen PensionszusagenDie größte dänische Pensionskasse PFA hat sich angesichts eines Nullzinsniveaus, einer wachsenden Inflation und demografischer Herausforderungen für ihre Verpflichtungen Luft verschafft.
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Andreas Poestges, Pensionskasse für die Angestellten der Barmer Ersatzkasse VVaGInfrastruktur als AlternativeBis 2010 setzte sich der Kapitalanlagebestand der Barmer Pensionskasse noch zu fast 100 Prozent aus unterschiedlichen Fixed-Income-Produkten zusammen.
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Lord Jonathan Evans: Cyber Threat, Intelligence and Response
Lord Jonathan EvansUmgang mit CyberrisikenDer ehemalige Generaldirektor des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Lord Jonathan Evans, sprach über die Risiken aus dem Cyberspace, aber auch über Chancen, die sich daraus ergeben.
Aufbau von Risikokompetenz ist wichtigEvans empfiehlt, dass gerade Finanzdienstleister eine höhere Risikosensibilität bezüglich der Bekämpfung von Cybergefahren entwickeln sollten.
Wo es Risiken gibt, existieren aber immer auch Chancen. Ein rasch expandierender auf Internetsicherheit spezialisierter Industriezweig kann sich auch für Investoren lohnen, verriet Evans auf der Risikomanagement-Konferenz. „In London gibt es aktuell ein paar vielversprechende Unternehmen im Technologiesektor.“
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Zur PersonLord Jonathan Evans
Wolfgang Ischinger: Europa und die globalen Herausforderungen
Botschafter Prof. Dr. h.c. Wolfgang IschingerDie Krise der internationalen OrdnungBotschafter Wolfgang Ischinger ist als Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz ein renommierter Experte für geopolitische Risiken.
Der langjährige Diplomat verdeutlichte, dass die Welt seit dem Ende des Kalten Krieges einen Epochenbruch erlebe, in dem sich die globalen Machtverhältnisse in rasanter Geschwindigkeit veränderten. Von der angespannten Lage sei Deutschland lange Zeit verschont geblieben, fühlte sich geborgen und von Freunden umgeben. Dabei hätten die Deutschen übersehen, dass sich ihre Nachbarn an ihren Außengrenzen bedroht und alleingelassen fühlten.
„Deutschland muss erwachsen werden!“Diese aus fehlender Empathie resultierende Trägheit Deutschlands kritisierte Ischinger: „Deutschland hat es sich gemütlich gemacht in dem Gefühl, die eigene Sicherheit an die USA auslagern zu können.“
Dies könne jedoch keinesfalls im Alleingang gelingen, warnte Ischinger. Nur wenn Europa mit einer Stimme spreche und seine Verteidigung selbst in die Hand nehme, werde es ein ernst zu nehmender Partner auf der geopolitischen Bühne: „Es geht um die Emanzipation Europas!“ Ischinger sah Deutschland in der Verantwortung, die europäischen Kräfte zu bündeln.
Das Heil im eigenen Nationalstaat zu suchen hielt er für eine gefährliche Illusion. Die internationalen Vernetzungen seien zu groß, als dass Deutschland seine Geschicke wirklich selbst steuern könne. In diesem Sinne zitierte Ischinger den ehemaligen belgischen Außenminister Paul-Henri Spaak: „In Europa gibt es nur zwei Typen von Staaten. Kleine Staaten und kleine Staaten, die noch nicht verstanden haben, dass sie klein sind.“
Zur PersonWolfgang Ischinger
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Paul Krugman: Ten years after the crisis, what are the risks?
Professor Paul KrugmanNach der Krise ist vor der KriseZehn Jahre nach der Finanzkrise analysierte der Nobelpreisträger Paul Krugman die Notenbankpolitik und versuchte die Risiken einer nächsten Krise zu deuten.
„Wir haben einen schlechten Job gemacht“Der Nobelpreisträger sah im vornehmlichen Einsatz von Geld- und Fiskalpolitik zur Krisenabwehr den größten Fehler.
Fiskalpolitische Maßnahmen seien da schon vielversprechender, führte Krugman aus. In der vergangenen Krise allerdings hätten sie ihre Wirkung völlig verfehlt. Für die Eurozone machte Krugman die fehlende gemeinsame Finanzpolitik dafür verantwortlich; in den USA hätten eine politische Konstante und der Wille gefehlt.
Ausblick auf die nächste Krise?
Die aktuell größten RisikenDie größten Risiken sieht Krugman derzeit in den Emerging Markets, dem Brexit und dem neuen NAFTA-Abkommen.
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Zur PersonPaul Krugman
Ende
13. Risikomanagement-KonferenzFazit und AusblickDie 13. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment hat wieder wichtige Erkenntnisse zu den aktuellen Chancen und Risiken der Kapitalanlage gebracht. Eine Auswahl sei hier genannt.
– Aktives Management macht sich auch bei Credits bezahlt.
– Breitere und selektivere Investments sind im aktuellen Umfeld geboten.
– Nachhaltigkeit ist Bestandteil eines guten Risikomanagements.
– Risikomanagement ist Chancenmanagement.
Wie wird sich die Weltwirtschaft weiterentwickeln? Welche Chancen und Risiken werden daraus entstehen? Zwei Dinge stehen bereits fest: Die 14. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment wird am 7. November 2019 stattfinden. Und der Wirtschaftsnobelpreisträger von 2001, Prof. George A. Akerlof, hat dafür bereits als Gastredner zugesagt.